Sat
09.11
19

SPIELART / New Frequencies
My Home At The Intersection, Self Life Drawing, Piki Piki, Laguna Beach

Tanz / Theater
15 – 15.50 Uhr My Home At The Intersection
16 – 20 Uhr Self Life Drawing
18.30 – 19.20 Uhr My Home At The Intersection
20 - 20.40 Uhr Piki Piki
21 - 21.50 Uhr Laguna Beach

SELF LIFE DRAWING
Eunkyung Jeong geht anhand von rund 70 Zeichnungen und einer Videoinstallation ihrer Lebens- und Familiengeschichte auf den Grund. Ihre Biografie sieht die Künstlerin als symptomatisch an – für die Möglichkeiten der Persönlichkeitsentfaltung, die koreanischen Frauen in einer vom Konfuzianismus geprägten Gesellschaft zur Verfügung stehen. Obwohl dieser heute nicht mehr Südkoreas offizielle Staatsphilosophie ist und kaum mehr nach alter Tradition praktiziert wird, bleiben konfuzianische Denkweisen tief im Alltag verwurzelt. Sie sichern die patriarchale Prägung der Gesellschaft und sorgen dafür, dass primär Männer vom gigantischen Wirtschaftswachstum des Landes profitieren. Eunkyung Jeong untersucht anhand der Geschichte ihrer Mutter und ihres Namens Möglichkeiten der Identitätsbildung und positioniert sich zu stereotypen Rollenbildern. Mit Taschenlampen ausgerüstet betreten die Zuschauer*innen ihre Installation. Beim Betrachten der Zeichnungen und dreier Videos, die in Dauerschleife zu sehen sind, werden sie Zeug*innen dessen, wie die Künstlerin sich an ihren Wünschen entlang hangelt, um zu einer selbstbestimmten Identität zu gelangen.

MY HOME AT THE INTERSECTION
Welchen Zugang gibt es zur eigenen Vergangenheit und Familiengeschichte, wenn diese unlösbar mit gewaltvollen Konflikten und kollektiven Traumata verknüpft sind? In der Punjab Region, in der Abhishek Thapar aufwuchs, prägen Erfahrungen von Umsiedlung, Vertreibung, Gewalt und Verlust den Lebensalltag, seit das Gebiet 1947 von der Teilung des indischen Subkontinents in die Nationen Indien und Pakistan betroffen war. 1984 wurde die Region in einen blutigen Konflikt zwischen der militanten Khalistan-Bewegung und dem indischen Militär verwickelt, der ein Pogrom an der Zivilbevölkerung zur Folge hatte. Abhishek Thapar, seine Eltern und seine Schwester flohen aus ihrer Heimat und ins Vergessen. Für MY HOME AT THE INTERSECTION reiste die Familie erstmals zurück an ihren früheren Wohnort – ein Haus, das seit langem verschwunden ist, einen Ort, den sie alle zu vergessen geglaubt hatten. In seiner von erstaunlicher Leichtigkeit geprägten Erzählperformance verbindet Thapar nun die filmische Dokumentation dieser Rückkehr mit verschiedenen Objekten und Materialien und nimmt einen kleinen Kreis von Zuschauer*innen mit in eine widersprüchliche Vergangenheit.

PIKI PIKI
Ein Körper, zunächst statuengleich, bedeckt von Staub und Schichten aus Erde und Ton, versetzt sich in Bewegung. In Djino Alolo Sabins Solo PIKI PIKI ist es der Performer selbst, der sich nach und nach aus einer Starre befreit. Es ist die Last der Vergangenheit, die auf ihm liegt. Die Geschichte seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo ist eine des Kolonialismus, Korruption und der verloren Hoffnung nach wahrer Unabhängigkeit. PIKI PIKI ist eine Erzählung der Befreiung aus der Unbeweglichkeit und von den Fesseln politischer und auch zwischenmenschlicher Gewalt. Allgegenwärtig dabei, Djino Alolo Sabins Familie, vor allem die seines Großvaters. Bis zu seinem plötzlichen Verschwinden war er Unterstützer des Freiheitskämpfers und späteren Premierministers Patrice Lumumba, der nach einem Putsch ermordet wurde. So wie vermutlich auch Djino Alolo Sabins Großvater. Dessen Befreiungstraum lebt in seinem Enkel fort. Mittels des Vokabulars des zeitgenössischen Tanzes erweckt der Künstler die Idee eines neuen Afrika, die mit Gewalt begraben wurde, zu neuem Leben.

LAGUNA BEACH
Fünf Jungs gründen eine Rockband, sind aber zu schüchtern, um auf der Bühne zu stehen – soweit der Gründungsmythos von Frankie. Da die Bandmitglieder aus den Berufsfeldern Filmanimation, Grafikdesign und Fotografie stammen, ist die Lösung schnell gefunden: sie bauen eine Welt aus Puppen, die als ihre Stellvertreter auf der Bühne agieren. Frankies erstes Programm LAGUNA BEACH ist eine mechanisch betriebene Live-Installation zu schriller Gitarrenmusik. Der Lagunenstrand ist ein mit morbidem Humor gebautes tropisches Schein-Idyll, bevölkert von Spannern und allerlei Erregern öffentlicher Ärgernisse. Frankies Universum ist fragmentarisch, unordentlich und unvollkommen, zelebriert die Lust am Scheitern und ist dabei entwaffnend naiv.


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